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Lieber Gärtnern als Schnitzen: Meine Erziehungs-Vorsätze für das neue Jahr

Schon wieder ist ein Jahr vorüber. Und wie immer ziehe ich Mama-Bilanz: Frage mich, was habe ich in dieser zähen, schnellen, nervigen, wunderbaren Zeit mit unseren Kindern halbwegs gut gemacht? Was weniger? Und was nehme ich mir für das kommende Jahr vor?

«Der Gärtner und der Schreiner»  war eines des berührendsten Bücher über Erziehung, das ich in den letzten Monaten gelesen habe. Alison Gopnik rüttelte mich auf mit ihrer Weisheit als Grossmutter und ihren Einsichten als Wissenschaftlerin aus Berkeley.

Wir würden viel zu oft versuchen, wie Schreiner zu arbeiten, unsere Kinder zurechtzuschnitzen und zu hobeln, warnt sie. Mit harter Arbeit und einer klaren Zielvorstellung, wie genau unsere Kinder am Ende unserer Erziehung herauskommen sollten.

Viel sinnvoller, so Gopnik, sei es dagegen, Elternsein wie das Schaffen eines Gärtner zu verstehen. Ein gutes Umfeld zum Wachsen zu bieten, angepasst auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes. Geduldig und offen zu sein, sich auf die unvorsehbare Einzigartigkeit jedes kleinen Lebens einzulassen.

Sie hat recht, denke ich. In den zähen Momenten unseres Familien-Lebens, da hatte ich eine genaue Vorstellung davon, wie meine Kinder zu sein hatten. Organisierter, leiser, besser in der Schule. Fröhlich, aber nicht zu laut. Kreativ, aber nicht zu anstrengend. Sportlich, aber nicht zu hibbelig.

Und dann fing ich mit dem Zurecht-Schnitzen meiner Kinder an: «Mach dies nicht, stattdessen das. Werde endlich anders, als Du jetzt gerade bist. Dann ich weiss ja, wie Du sein sollst». Solche Ansätze waren schmerzhaft für alle.

Aber dann gab es auch die anderen, wunderbaren  Momente, in denen Wachstum stattfand. Meine Kinder wuchsen auf ihre Weise. Ich wuchs, weil ich meine Kinder so sein lassen konnte wie sie sind. Und von dieser Zeit, dieser Haltung möchte ich mehr finden im neuen Jahr.

Ich möchte im kommenden Jahr gärtnern statt schnitzen in der Erziehung und …

  • Gute Standorte finden: Jedes meiner Kinder braucht einen anderen Platz in unserem Garten um gut zu wachsen. Die Jüngste mehr Ruhe und Rückzug, die mittlere mehr Action. Der Teenie mehr Autonomie und Flexibilität, die Kinder mehr verbindliche und vertraute Rituale. Als Gärtner kann ich herausfinden, wo jede einzelne Person blühen kann und ihnen dieses Umfeld schaffen.

 

  • Kleinen Ästen Halt geben: «Ist so’n kleines Rückrat, sieht man fast noch nicht. Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.» sang Bettina Wegner. Auch die Träume, Talente und Ziele unserer Kinder wachsen noch, müssen sich an uns Erwachsenen und unserer Lebenserfahrung festhalten können. Damit aus zarten Knospen einmal starke, belastbare Bäume werden können.

 

  • Licht und Wärme vermitteln: Jede Pflanze dreht sich zum Licht und zieht die Energie daraus zum Wachsen. Ich denke, unsere Kinder brauchen genauso ihre Quellen von Liebe, Verlässlichkeit und klaren Werten. Oft stecke ich als Mutter viel zu sehr im Machen, im Alltag-Managen fest, um mir bewusst zu werden: Einfach dasein, Licht und Wärme ausstrahlen würde reichen.

 

  • Schatten reduzieren: Es schneidet mir jedes Mal ins Herz, wenn ich unsere Kinder mickern statt wachsen sehe, dürr statt blühend. Aber mit etwas Suchen finden wir meist, woher die Schatten kommen, die gerade über ihnen liegen. Kummer in der Familie, Schule oder mit Freunden, zu hohe Ansprüche, zu wenig Leichtigkeit … Nur immer Helligkeit und Turbowachstum kann es nicht geben, für niemanden. Aber manche Schatten können wir wegnehmen.

 

  • Offen sein für Überraschungen: Draussen in unserem Garten wächst alles anders als geplant. Manches schneller, anderes viel langsamer. Zwiebeln, die ich gesetzt habe, treiben im ersten Jahr gar nicht, dafür im zweiten um so mehr. Wildkräuter siedeln sich an und sind ebenso schön wie unsere gesetzten Pflanzen. Ich wünsche mir für unsere Kinder die gleiche Gelassenheit wie beim Gärtnern: Mich an allem zu freuen, was da heranwächst. Es zu nehmen, wie es eben ist.

Kette

Ich bin gespannt, wie es wird, das neue Jahr als Mama-Gärtnerin. Ich werde mir einen kleinen Giesskannen-Anhänger an meine Kette hängen, um mich an diese Vorsätze zu erinnern und eine neue Haltung zu üben: An Gras nicht ziehen. An Ästen nicht schnitzen. Geduld haben und auf Wachstum vertrauen.

Vor allem will ich mir Zeit nehmen, unseren Familien-Garten zu geniessen. Ja, ich werkele auch draussen gern herum. Aber am allerliebsten sitze ich im Garten und freue mich über all dieses wachsende Leben. Mit meinen Kindern nehme ich mir diese  Zeit viel zu selten. Und sie ist vielleicht das Wertvollste am Elternsein. Auch einmal ohne Ansprüche, ohne Ziele, ohne fest Vorstellung – und vor allem ohne Schnitzmesser und Hobel in der Hand! – meinen Kindern beim Wachsen zusehen.

Ich wünsche Euch viel Freude beim Gärtnern, viel Wachstum und alles Gute im neuen Jahr!

Bislang ist das Buch von Alison Gopnik nur auf Englisch unter dem Titel «The gardener and the carpenter» erschienen: https://www.amazon.de/Gardener-Carpenter-Development-Relationship-Children/dp/1784704539/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1513677597&sr=8-1&keywords=gardener+and+carpenter

Ein bisschen zu viel des Guten im Dezember!

Gerade habe ich alle Termine für den Dezember in unseren Familien-Kalender eingetragen. Und gedacht, oh Gott. So wie der Monat jetzt schon aussieht, werden wir alle permanent wuseln wie die Weihnachts-Wichtel. Vier Schul-Anlässe, drei Konzerte, zweimal Advents-Singen, sechs Ausflüge, eine Sportnacht, Backen für den Stand am Weihnachtsmarkt vom Fussball-Club, drei Bastel-Projektwochen – wenn ich richtig gezählt und nichts übersehen habe. Was bei der Fülle sehr wahrscheinlich ist

Und das heisst für uns Eltern ja nicht nur, das richtige Kind zur richtigen Zeit irgendwohin hinzubringen. Dazu müssen wir kiloweise Kekse backen und Bio-Mandarinen einpacken. Gelbe T-Shirts für das eine Adventskonzert organisieren und für das andere festliche Outfits mit Engelsflügeln, das steht so im Elternbrief. Warmen Kakao für die ganze Klasse kochen für die Winterwanderung, komplettes Ski-Outfit raussuchen für die Eislaufbahn. Korken sammeln für die Bastelwoche und an einem Tag mithelfen. Ach ja, und ungezählte Stücke und Lieder, gern auf Spanisch, mit den Kindern üben. Hilfe!

Versteht mich nicht falsch:  Ich finde jede einzelne dieser Weihnachts-Anlässe wunderschön. Ich bin allen, dem Schulteam, den Coaches und Musik-Lehrern dankbar für ihr Engagement, ganz ehrlich. Sie wollen mit unseren Kindern die Vorweihnachtszeit ganz besonders gestalten, bringen sich selbst mit Liebe und Kreativität ein, und das ist wirklich toll. Nur in Summe ergibt es leider einen unglaublichen Wirbel für die Familien. Der jedes Jahr ein bisschen wirbeliger wird, scheint mir – die Bastelprojekte komplizierter, die Lieder exotischer, die Ausflüge aufwändiger, die Anlässe länger …

img1Ich bin wirklich kein übelgelaunter Weihnachts-Grinch, obwohl ich dieses Buch und die Filme liebe. Übrigens, wer den Grinch noch nicht kennt, die Geschichte ist herrlich lustig und trifft den Nagel auf den Kopf. Unbedingt lesen oder anschauen mit den Kids! Nein, ich finde die Adventszeit herrlich, bin selber gern am Basteln, Backen, Singen, Dekorieren und Vorbereiten mit den Kindern. Nur wenn alles um uns herum zu viel wird, dann möchte ich wie dieser grüne, grummelige Fussel-Grinch irgendwo einen Stecker rausziehen. Oder alles zumindest einen Gang langsamer schalten. Zu viel des Guten!

Ich würde so gern einfach in Ruhe mit der Familie die Dezembertage geniessen. Ohne Termin-Stress und dauernde „huch, wir müssen ja noch …“ Panik. Ohne Ausraster à la „verdammte Hacke, wie konntest Du bloss diesen Elternbrief verschlampen?!“ und Last-Minute-Katastrophen wie eingefleckte Konzert-T-Shirts. Ohne eine unmöglich komplexe Logistik, um Kind A zum regulären Training und Kind B zur zusätzlichen Probe zu bringen. Denn leider haben sich bei uns noch keine Wichtel gemeldet, um den normalen Alltag in Vollzeit zu übernehmen und uns für den Weihnachts-Wirbel komplett freizustellen …

IMG_8501Ich habe nachts schon Albträume, dass bei uns zwar die Keks-Dosen restlos gefüllt sind, aber der Kühlschrank gähnend leer. Dass unsere Kinder zwar perfekt ausgestattet sind mit Korken, Kostümen und Kakao, aber ich das falsche Kind am falschen Ort zurücklasse. Mit Engelsflügeln. Wird es dann eigentlich zurückgeflogen? Dass wir es zwar schaffen, jeden Tag x-mal durchs ganze Dorf zu wuseln, aber nicht mehr, mit dem Hund in den Wald zu gehen. Er guckt jetzt schon ganz verstört und scheint zu denken, Menschen sind seltsam. Ich gebe ihm recht.

Eigentlich möchte ich mich nur mal einen ganzen Abend lang faul mit einer grossen Tafel Weihnachts-Schokolade, Rotwein und Kuschelsocken aufs Sofa setzen, im Kerzenschein. Spontan mit den Kindern in die Stadt zum Weihnachtsmarkt fahren, ohne verzweifelt nach einer Lücke im Termin-Kalender zu suchen. Einfach mit der ganzen Familie durch den Wald stapfen, meinetwegen auch ohne Schnee, dafür mit einem sehr glücklichen Hund. Vielleicht sogar Feuer machen und Weihnachtslieder zusammen singen, auch wenn unser Teenie das oberpeinlich fände … Aber wann bloss? Geht Euch das auch so?

Deshalb mein ganz grinchiges Grummeln: Bitte, bitte ein bisschen weniger von allem Guten im Advent! Die Welt geht ja Neujahr nicht unter. Im Gegenteil, wir haben dann noch den ganzen grauen Winter vor uns und könnten ein paar Highlights in der Saure-Gurken-Zeit gut gebrauchen. Okay, Weihnachts-Basteln, Backen und Singen gehören schon in den Dezember, das sehe ich ein – aber vielleicht ist Weniger da auch Mehr? Vielleicht könnte es weniger aufwändig viel stimmungsvoller werden? „Ihr Kinderlein kommet“ in der Schul-Aula statt „Noche de paz, noche de amor“ im Musical-Theater?

Denn spätestens Weihnachten wollen wir ja alle nicht mit hängender Zunge über die Ziellinie traben und unter dem Tannenbaum zusammenklappen. Und schön wäre es auch für unsere Kinder, vorher einmal zur Ruhe und Besinnung zu kommen, statt schon völlig überdreht in die Festtage zu starten. Findet zumindest der Grinch in mir. Ich ziehe mir jetzt einfach die Kuschel-Socken an, stöpsele das Telefon aus und lese meinen Kindern „Tomte Tummetott“ vor. Der muss den ganzen Dezember nur durch den Schnee stiefeln und Tiere streicheln. Alle Jahre wieder denke ich: Hat der es gut …2943666ff17c52b1a18fc2177e071526 

Wie geht es Euch im wirbeligen Advent? Geniesst ihn trotz und mit allem, was dazugehört!

Mit bunter Wolle stricken

Zum Glück gibt es sie: Bunte Wolle, die einfach Freude bringt. Wolle, die meliert ist, mit unterschiedlichen Farben, die ineinander verlaufen, mit Pailletten, Glitzer oder Perlen, flauschig oder superdick …

Wolle, die in sich schon so wunderschön ist, dass sogar meine supereinfachen Strickwerke damit gut aussehen. Wolle, mit der das Stricken auch einer ungeduldigen Simpel-Strickerin wie mir Spass macht.

Ich habe diesen Winter das Stricken wiederentdeckt. Und es ist ein so schönes Hobby. Zwei Nadeln, ein Knäuel, ein weicher Wollfaden, der über die Hände läuft und ein immer weiter wachsendes Strickteil. So einfach.

Immer und überall möglich: Stricken kann ich beim Schwätzen, beim Fernsehen, beim Kinder-Beaufsichtigen. Solange ich meinen Stricksack auch noch in meine grosse Mama-Handtasche quetschen kann, geht es im Zug, im Urlaub, bei Freunden.

Stricken lässt mich gedanklich herunterfahren, ruhiger werden. So eine Art Klickediklick-Handmeditation. Das bestätigen sogar Wissenschaftler: https://www.meier-magazin.de/article/die-heilsame-und-entspannende-wirkung-des-strickens/1419.

Stricken gibt meinen Händen etwas zu tun und mir das Gefühl, kreativ und produktiv zu sein. Auch wenn ich nur auf dem Sofa oder der Bank am Spielplatz sitze und einige Zentimeter mehr an meinem Schal stricke: Da entsteht gerade ein kleines Werk – mein Werk!

Sicher kein Meisterwerk, denn ich kann wirklich nicht gut stricken. Keine Zöpfe oder Norwegermuster wie meine Mutter. Keine komplizierten Muster oder Strickprojekte mit winzig kleinen Maschen.

Eigentlich kann ich sogar Strickmuster nicht mal richtig lesen. Ok, „64 Maschen anschlagen“ – das kriege ich noch hin. Aber was bitte soll das heissen: „Garn B, *1 M re, 3 M lvkr, 3 M rvkr; ab * bis wdh. Letzte M re str.“ ?! Hilfe, Mama …

Nein, das ist mir zu kompliziert. Und da kommt die wunderschöne Wolle ins Spiel: Mit bunten Knäueln und guter Qualität wird auch aus meinen „zwei rechts, zwei links“ simpel Strickprojekten etwas Schönes. Finde ich zumindest und habe Freude daran.

Ein Ringelschal. Stulpen für meine Mädels. Ein Stirnband. Ein Dreieckstuch – hier meine Lieblingsanleitung dazu: https://www.youtube.com/watch?v=Xokk3eXH1Vs.

Übrigens macht auch schon der Gang in den Wolleladen Spass. So viel herrliche, verschiedene, kunterbunte Knäuel zum in die Hand nehmen und darüberstreicheln. So eine nette Beratung, was man alles damit machen könnte. Sogar Kurse gibt es.

Zum Glück haben wir in unserem Dörfli einen ganz besonders schönen Laden: https://www.wulleladetherwil.ch/. Vielleicht gibt es bei Euch etwas ähnliches?

Ich glaube, ich ziehe jetzt mal wieder los zum Wullelade. Ich brauche dringend neue bunte Wolle !

 

 

Wir feiern heute mal krank

FreudeFinden im Familien-Alltag: Gar nicht so einfach mit kranken Kindern … Oder doch?

Meine jüngste Tochter hustet bellend wie ein Seehund. Die mittlere krächzt wie ein Rabe. Beide schniefen, jammern und sitzen frühmorgens im Pyjama auf unserem Bett. Ich denke, verflixt – gerade heute, wo so viel zu tun ist! Müssen die dauernd krank werden? Schon wieder so ein verratzter Kranke-Kinder-Tag. Da soll man noch fröhlich bleiben?

Dann beschließe ich: Wir sind heute einfach mal krank und machen das Beste daraus.

Wir werden so wenig wie möglich anderes tun – ausser Kranksein geniessen. Ich lasse meinen Pyjama an und setze mich zu meinen kranken Kindern. Wir stülpen uns bunte Pudelmützen auf und schiessen Selfies im Bett, vor unserer chaletmässig gemütlichen Holzwand.

Dann planen wir den Tag: Auf Bettsocken ins Wohnzimmer tigern. Heissen Holunder-Sirup kochen. Leckeres Porridge zum Frühstück. Anziehen? Nein, wir werden den ganzen Tag im Schlafanzug „schlumpfeln“. So nennen das meine Kinder.

Wir werden ein Lager auf dem Sofa bauen. Jeder darf sich einen Film wünschen. Jeder darf mal auf dem iPad daddeln. Jeder darf sich etwas „Schlubbriges“ zum Essen wünschen, was gut durch entzündete Hälse flutscht: Vanillepudding. Sahnige Karotten-Kartoffel-Suppe. Leckeres Eis.

Normalerweise haben wir Regeln für Bildschirmzeit und gesundes Essen. Heute erkläre ich hemmungslos den Ausnahmezustand. Am allermeisten für mich selbst: Ich muss einmal gar nichts tun, ausser mich um kranke Kinder zu kümmern.

Im letzten Winter haben mir die dauernden Erkältungen meiner Kinder jedesmal die Laune komplett verhagelt. Solch einen Horror hatte ich jeden Herbst davor : https://www.fritzundfraenzi.ch/blog/elternblog/erkaltungszeit-der-horror-jeder-mutter

Aber alles Genervtsein hilft ja nichts. Kinder werden halt krank. Unsere drei sehr häufig und dann stecken sie sich gegenseitig an. Den ganzen Winter nur mit einer Fluppe herumlaufen? Will ich nicht.

Wenn ich ganz ehrlich bin, sind es nicht die Erkältungen meiner Kinder, die mich stressen. Genervt und ausgebrannt werde ich, wenn ich mein normales Programm versuche durchzuziehen, trotz kranker Kinder.

„The show must go on?“ Nein, Programmänderung. Wir sind heute einfach mal krank.

Kranksein kann durchaus Freude machen. Zumindest, wenn es nur eine banale Erkältung ist. Grippe, Magen-Darm, lebensbedrohliche Krankheiten – da sollte niemand mehr versuchen, gute Laune zu heucheln.

Aber schniefend, krächzend, hustend, selbst leicht fiebernd können wir es uns sehr gemütlich machen. Das fand ich schon als Kind: Herrlich, so ein paar Tage auf dem Sofa. Betuddelt, aufgepäppelt und verwöhnt werden.

Jetzt als Mutter finde ich: Erkältete Kinder zu pflegen kann durchaus Freude machen. Wenn ich mich so gut wie möglich darauf einlassen und beschränken kann. Ganz wird das nie gehen: Arbeitsprojekte müssen fertig werden, der Haushalt sollte weiterlaufen, unser Hund will trotzdem Gassi gehen.

Aber heute halte ich all das bewusst auf einem Minimum. Wir sind krank. Wir schlumpfeln, päppeln und entspannen. Wir entstressen zusammen und werden gesund. Das reicht als Programm. Und ehrlich: Das macht Freude, sogar mir. Nur die Pudelmütze wird mir langsam zu warm …

Unsere neue Sauna geniessen

Vor Kindern haben wir es geliebt, mit Kindern kamen wir kaum noch dazu. Nein, ich meine jetzt nicht Sex – obwohl das auch stimmen würde 😉… Ich meine, zusammen in die Sauna zu gehen.

Es hat gerade im Winter etwas so archaisch-gemütlich-entspannendes. Raus ins Schmuddelwetter, in eine kleine Kabine, die nach dem Holz duftet, aus dem sie gebaut ist. Richtig schön von innen und aussen warm werden. Dann wieder in die kalte Luft – und sich diesmal freuen, dass sie so frisch ist. Eine kalte Dusche, warmes Fussbad, ausruhen und wieder von vorne.

Herrlich. Und weil wir es beide so schön finden, aber eben mit Kindern nie dazu kamen, haben wir uns in diesem Herbst eine Gartensauna gebaut. Ja, eine Kabine im Keller wäre günstiger gewesen – aber der Keller unseres Hauses ist viel zu klein und voll gerumpelt. Ja, von dem Geld hätten wir auch einen romantischen Urlaub zu zweit machen können – aber in die Sauna können wir immer wieder gehen.

Am längsten hatten wir noch überlegt, ob wir nicht an genau dem Platz ein Spielhäuschen bauen sollten – für unsere Kinder. Aber die haben schon jede Menge Möglichkeiten, sich im Garten zu amüsieren. Wir nicht. Und wir fanden, jetzt sind wir mal dran.

Dazu hat mich auch das Freude-Projekt ermutigt. Nicht nur immer Freude für andere zu schaffen, sondern auch mal meine und unsere Herzenswünsche umzusetzen. Seitdem mein Vater eigenhändig eine Sauna in mein Elternhaus gebaut hat, nach Ski-Urlauben und Wellness-Wochenenden steht «Sauna» für mich wie nichts anderes für gemeinsames Entspannen.

Jetzt steht sie also, unsere Garten-Sauna. Ein von aussen und innen holzig-heimeliges Häuschen neben unserem Haus. Und jeden Sonntag-Nachmittag, seitdem es so herbstlich kühl wurde, gehen wir jetzt als Familie in die Sauna.

Was unser bald dreizehnjähriger Teenie-Sohn natürlich eine megapeinliche Idee findet. Erst nachdem mein Mann ihn überzeugte, dass echte Kerle nach dem Sport zusammen schwitzen, findet er es halbwegs okay. Aber nur allein mit Papa. Nun gut, dann gibt es eben abwechselnd Herren-Sauna und Damen-Sauna bei uns.

Ich geniesse es, mit unseren zwei Töchtern in der Sauna zu liegen und ihnen dabei Fantasie-Geschichten zu erzählen. «Weil, nur schwitzen, ist total langweilig, Mama!». Und den dritten Sauna-Gang machen Romain und ich ganz allein. Dann kommen wir zwei endlich einmal dazu, uns in Ruhe zu unterhalten.

Es ist herrlich. Plötzlich ist unser Familien-Sonntag um ein schönes Ritual erweitert. Plötzlich freuen wir uns richtig auf graue, nieselige, kalte Tage.

Wir spüren, wie wir in der Sauna alle Anspannung wegschwitzen und relaxen danach zusammen. Zwischen den Gängen eingemummelt in flauschige Bademäntel und mit wolligen Socken. Wenn wir fertig sauniert haben, machen wir ein Raclette und Feuer im Kamin. So richtig Winter-Stimmung.

Alle haben rosige Gesichter, prickelnde Haut nach der kalten Dusche, fühlen sich wohlig erschöpft. Alle schlafen in der Nacht danach wunderbar tief. Und bislang, ich klopfe gerade auf Holz, scheinen wir auch weniger Erkältungen in diesem Winter zu bekommen. Was bei unserer Schnief-Familie wirklich ein Erfolg wäre!

Vor allem ist es eine tolle und freudige Erfahrung, zusammen zu entspannen. Auf viele schöne Abende in unserer kleinen Gartensauna!

Wer ist noch Sauna-Fan da draussen? Und wer macht mit, wenn es irgendwann bei uns Damen-Sauna für Freundinnen gibt?

Farbtupfer und farbige Akzente

Jedes Mal, wenn ich unsere Kinderzimmer schaue, werde ich fröhlich. Strahlend blaue Vorhänge. Türkis-weiss gestreifte Teppiche. Rosa gequiltete Überdecken. Spielzeug, Kleider, Bücher in allen Regenbogenfarben. Meine Kinder lieben die Farbenvielfalt. Sie leben, spielen, lernen in einer bunten Welt und ziehen sich genauso an.

Und ich als Erwachsene? Habe mehr blaue T-Shirts und Pullover, mehr dunkle Hosen, beige Mäntel und schwarze Schuhe als ich zählen kann. Ich ziehe mich halt gern klassisch an. In unserem Haus umgebe ich mich gern mit Naturtönen, hellem Holz, hellen Stoff. Ich liebe diesen skandinavischen Stil.

Und Farbe? So richtig leuchtende Farben? Die gibt es bei uns viel zu wenig, finde ich. Seit wir Kinder haben ist unser Haus zwar bunter geworden, mit all ihren Kunstwerken und Spielsachen. Und meine Kleidung lässiger, Spielplatz-tauglich halt.

Aber so richtig Farbe in mein Leben gebracht, das habe ich viel zu lange nicht mehr. Dabei liebe ich es, wenn ich Erwachsene sehe, die sich in strahlenden Farben anziehen, die sie leuchten lassen und ihnen gutstehen. Und finde gekonnte Farbtupfer in der Einrichtung so richtig toll.

Nein, ich will nicht wie Pippi Langstrumpf in ihrer Villa Kunterbunt werden. Obwohl uns allen übergepassten Erwachsenen wahrscheinlich ein Schuss Pippi-Mentalität ganz guttäte. Aber bei mir darf die Basis gern klassisch und gedeckt bleiben. Nur ein paar fröhliche Farb-Akzente brauche ich dringend.

Um mich auch im gräulichsten aller grauen Alltag daran zu erinnern, wie farbenfroh das Leben trotz allem ist.

Also gehe ich auf die Suche. Manche Farben stehen mir einfach gar nicht. Orange, rot, grün – daran sehe ich aus wie ausgespuckt. Aber kobaltblau, fuchsia, petrol – ja, darin mag ich mich. Nicht von Kopf bis Fuss, ein Schal oder Pulli tut es auch. Und sie passen gut zu meinen klassischen Klamotten.

So nähere ich mich in kleinen, budget-freundichen Schritten einer fröhlicheren Garderobe an. Und es stimmt: Ein Kleidungs-Stück in einer fröhlichen Farbe zu tragen, mich darin im Spiegel zu sehen, das hebt meine Stimmung.

Auch in unserem Zuhause schaue ich, wo Farbe reinpasst. Eine quietschbunte Teekanne jetzt für den Herbst, um mit den Kindern leckeren Früchtetee zu tragen. Bunte Bilderrahmen und darin die Fotos von den letzten Ferien. Vielleicht bald eine neue, bunt gemusterte Bett-Überdecke und Kissen?

Auf jeden Fall schon mal eine Kuscheldecke in herbstlichem Rot. Und überhaupt ein bischen Herbst-Deko: Kerzen, einen Kranz an der Tür in Orange, Weinrot und schönen Brauntönen. So kommt ein bisschen von der warmen Farbenpracht draussen zu uns herein.

Je mehr ich schaue, desto mehr Möglichkeiten sehe ich, wo ich mehr Farbe in mein Leben bringen kann. Sorry, liebes klassisch, hanseatisch, skandinavisch, minimalistisch gesytyltes Dasein – ich habe Dich zwar immer noch gern. Aber Du wirst Dir jetzt meine Kleidung, mein Zuhause mit Farbtupfern und Stilbrüchen teilen müssen. Denn die bringen mir Freude.

Was für Farben mögt Ihr? Und wo, wie, wann bringt Ihr sie in Euer Leben?

Ein Tier in mein Leben bringen

Ich habe Tiere immer schon geliebt und faszinierend gefunden. Meine Kinder waren durchweg die einzigen, deren Mutter bei jedem Marienkäfer oder Weinberg-Schnecke länger stehen bleiben wollte als sie selbst … und bei Hunden schon sowieso.

Aber gleich ein eigenes Tier nach Hause bringen? Das ist doch so wahnsinnig viel Arbeit – und man fängt wieder ganz von vorne an – ist total angebunden und eingeschränkt – bloß nicht, nein!

So hörte ich es von vielen Seiten und habe lange überlegt. Schließlich war es aber mein Freude-Projekt, dass mir den Mut gab zu sagen: Trotzdem, ich realisiere das jetzt! Alles Schöne im Leben macht halt auch Arbeit. Und solange ich genug Freude aus meinem Einsatz ziehe, wird er sich lohnen.

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Bei der Züchterin unserer Wahl war ein Wurf von zwölf kleinen Australian Labradoodles zur Welt gekommen – viel mehr als erwartet. Dadurch konnten wir auch viel schneller als erwartet zu unserem kleinen Welpen kommen.

Und nun ist Sunny bei uns. Ein kleiner, wuscheliger, caramel-farbener Rüde.

Er stellt mein Leben in der Tat komplett auf den Kopf. Mal eben eine Stunde gemütlich in der Badewanne sitzen geht gerade nicht. Kurz ins Dorf sausen auch nicht.

Kaum achte ich mal nicht gut auf seine Signale, finde ich schon ein Pfützchen auf dem Boden. Meine Hände, Kleider, Schuhe beschleckt und bekaut er ausgiebigst. Ich sehe in meinen alten Jeans, und Holzfällerhemd vermutlich aus wie eine zerzauselte, leicht übernächtigte Calamity Jane.

Egal. Es ist eine Riesenfreude, dieses kleine Geschöpf mit seinen kurzen, krummen Beinchen und dem runden Welpen-Bäuchlein um mich herumwuseln zu sehen. Sunnys wirklich seidenweiches Fell zu streicheln.

Zu beobachten, wie er mit seiner rosa-braunen Schnuffelnase alles neu erkundet. Mir eine halbe Stunde Zeit zu nehmen für die 50 Meter Grünstreifen vor unserem Haus.

Mich auf den Bordstein zu setzen und mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen, die ich bislang nur vom Sehen kannte. Viele Schweizer sind ja eher zurückhaltend, aber Sunny ist der ultimative Eisbrecher.

Mit Sunny in unseren Garten zu gehen und zu spielen. Wenn er Bällchen oder Ziehtau hinterherjagt, kommt plötzlich so ein richtiges kleines Jagdtier in ihm durch. Er steht sogar an schon mit einem hochgezogenen Beinchen wie ein Mini-Apportierhund. Das sieht bei diesem kleinen Wollknäuel zum Schreien aus …


Ich bin komplett hin und weg von Sunny.

Ja, auch ziemlich müde. Wobei Sunny super schläft – aber ich muss mich wohl erstmal an das Hunde-Geschnuffel und -Gedrehe in der Box neben meinem Bett gewöhnen. Auch manchmal verwirrt – was will er denn bloß mit seinem Gefiepe? Oder frustriert – musste das Pfützchen sein, wenn ich nur mal zwei Minuten am Blitzduschen war?

Aber insgesamt ist es wunderschön. Zu merken, wie Sunny hier ankommt, Vertrauen fasst, sich eine richtige Beziehung zwischen uns aufbaut. Die lustigen Momente zu erleben, wo er voller Neugier und Lebenslust ist – das überträgt sich auf mich. Und die ruhigen zu genießen, wo sich ein kleiner warmer Hundekörper gemütlich auf meinem Hausschuh ablegt während ich lese – das überträgt sich auch.

Oh Sunny-Boy, Du machst mir wirklich Freude! Danke, dass Du da bist.

Morgens über die Felder walken

Einfach aufstehen, Schuhe anziehen, Stöcke nehmen und losgehen in den Morgen. Ich habe das Nordic Walking für mich entdeckt und bin begeistert.

Die Morgen-Luft pustet mir den Kopf frei, gerade jetzt im Herbst. Die Sonne geht gerade auf, der Nebel liegt noch in den Talsenken.

Am Gras, an den Blätter glitzern Tautropfen. Die ersten Blätter werden rot, in den Weinbergen hängen noch die dunkelblauen Reben. Ein Milan kreist über mir. Neben mir auf den Feldern bimmeln Schafsglocken, mampfen Kühe, beäugen mich Pferde.

Ich liebe es, diese Begegnung mit der Natur.

Mein Tag beginnt mit Freude, mit Bewegung draußen. Das Klick-Klack meiner Stöcke, das gleichmäßige Gehen beim Nordic Walking ist für mich Konzentration und Entspannung zugleich. Fast schon eine Geh-Mediation, wenn ich so richtig in den Flow komme.

Meine Lieblingsrunde führt mich einmal ganz um unser Dorf. Ich sehe von oben auf die Häuser, die Gärten, die Kirche in der Mitte und fühle mich zuhause.

Laufe ich da vielleicht gerade mein Territorium ab, fragt sich die Biologin in mir augenzwinkernd? Fehlt gerade noch, dass ich es markiere!

Ich walke am Dorfbach entlang, über Feldwege, Hügel runter und aus der Puste kommend wieder rauf, durch Weinberge und Wald. So viele vertraute Ausblicke.

Zwei Lieblingsbänke, auf die ich mich kurz setze: Von der einen überblicke ich das ganze Tal. Die andere steht mitten in Wald, hohe Bäume rauschen über mir.

Auf das Nordic Walking morgens freue ich. Davor, während meines Laufes und danach über das entspannte, ausgeglichene Gefühl in Körper und Kopf. Durchgepustet eben.

Entdeckt habe ich den Sport per Zufall, in einem Schwarzwald-Hotel. Morgens hing die Einladung zu einem Nordic Walking Kurs an der Pinnwand, ich lief einfach mal mit. Und fand die Bewegung wunderschön.

Gesucht hatte ich schon länger nach danach – wie könnte ich mich draußen regelmässig regelmäßig bewegen? Mit Freude?

Joggen geht im Moment nicht oder vielleicht nicht mehr, da streiken meine Gelenke. Radfahren ist mir zu schnell und holperig im Wald, ich will die Natur noch wahrnehmen und hören können. Reiten liebend gern, aber so spontan einfach aufs Pferd setzen kann ich mich nicht.

Und so passt nun eben jetzt gerade das Nordic Walking für mich. Allerdings erst, nachdem ich mir erlaubte, meinen Sport rein nach dem Lust-Prinzip auszusuchen.

Mir fällt immer wieder auf, was für einen Bewegungsdrang meine Kinder haben. Einfach los, einfach raus. Sie rennen, hüpfen, turnen, klettern, spielen mit einer Energie, die nie nachlässt. Sie haben Lust auf die Bewegung und freuen sich an ihr, werden grummelig, wenn der Tag nicht genug davon bringt.

Und ich? Hatte Sport jahrelang unter dem Anspruch „muss ich auch noch machen – sonst gehe ich aus dem Leim“ betrieben. Oder eben viel zu selten gemacht. Kein Wunder, bei so viel Muss und so wenig Spaß.

Und jetzt das Nordic Walking, nur weil es mir Freude bringt? Ist das nicht ein Sport für die ganz Alten und Unfitten, so mit schlackernden Stöcken zu schlendern? Pilates wäre doch viel effizienter. Golf prestigeträchtiger. Zumba schmissiger.

Ja, aber mir macht das Walken Freude. Ich liebe die Bewegung draußen. Liebe es, meine Umgebung zu umrunden. Liebe die Ruhe in der Natur. Laufe gern manchmal mit Freundinnen, an anderen Tagen allein.

Also passt das Nordic Walking für mich. Nein, viel mehr noch: Es ist seit langer Zeit endlich wieder ein Sport, auf den ich mich so richtig freue. Deshalb finde ich die Zeit dafür. Ganz unkompliziert.

Was passt für Euch? Welche Art von Bewegung macht Euch so richtig Freude? Ist ein Highlight, eine Motivation, ein Gedanke „ja, heute darf ich …“ statt „heute muss ich …“?

Übrigens, mit der richtigen Technik ist Nordic Walking ein tolles Training. Stärkt Beine, Arme, Rumpfmuskulatur – meinem Rücken und Gelenken geht es deutlich besser seit ich regelmässig walke …

Hier ist ein hilfreicher Link: http://www.achim-achilles.de/lauf-tipps/laufen-anfangen/30528-gesundheitssports-10-tipps-fuer-anfaenger.html

 

Praktisches

Hier schreibe ich über meine Freude-Projekte. Konkrete, im Alltag umsetzbare, unkomplizierte, günstige Ansätze, um mehr Freude in mein leben zu bringen.

Günstig, nicht weil Geiz geil ist. Freude ist mir sehr viel wert. Aber sie muss nicht immer etwas kosten – und schon gar nicht viel.

Freude in meinem Leben wieder präsenter sein zu lassen, dafür möchte ich vor allem meine Kreativität, Energie und Zeit investieren.

Zwei Teetassen für mehr Freude

Mein erstes Mini-Projekt. Umsetzbar mit zwei Teetassen und einem Porzellan-Marker.

Zwei ganz simple Fragen möchte ich mir stellen, jeden Tag wieder:

  • am Morgen: Worauf freue ich mich heute?
  • am Abend: Worüber habe ich mich heute gefreut?

Nur wie schaffe ich es, dass diese Frage im Morgen-Chaos und meiner Abend-Müdigkeit nicht untergehen?

Morgens bin ich einfach nicht geniessbar vor meinem ersten Tee. Und abends liebe ich es, eine letzte Tasse Tee vor dem Schlafen zu trinken. Keinen schwarzen – irgendetwas Leckeres, Kräuteriges mit viel Honig.

Daher die Idee: Vielleicht könnten mich die Teetassen an meine Freude-Fragen erinnern?

Ich kenne mich gut genug. Neue Gewohnheiten haben oft keine Chance, sich in meinem wuseligen Leben dauerhaft festzusetzen. Viel zu viele sind schon einen leisen Tod gestorben.

Aber eine neue Gewohnheit an einer bestehenden Gewohnheit festzumachen, sie daraufzusatteln – das könnte klappen. Wie gesagt, meinen Tee brauche ich sowieso.

Morgens, da kann ich am Frühstückstisch leise nachdenken, worauf ich mich freue. Wenn es bei uns mal leise ist. Oder die Frage an meine Familie stellen.

Von meinen Kindern kriege ich sehr schnell sehr viele Antworten – „auf die grosse Pause, aufs Werken, auf meine besten Freundin, auf den Spielplatz, aufs Kreidemalen ….“ Es ist ganz unglaublich, mit wieviel Vorfreude so ein Kindertag beginnt!

Von meinem 12-jährigen Pubertier kommt an vielen Tagen nur ein muffelig-verschlafenes „weiss ich doch nicht … vielleicht, wenn Du mich später gamen lässt?“. An anderen Tagen freut sich auch mein Sohn auf Sport, Freunde, Ausflüge. Aber das ist schon seltener.

Von meinem Mann, von mir selbst kommt oft erstmal ein grosses Schweigen. Wir müssen ziemlich intensiv nachdenken, bevor uns morgens gleich eine freudige Aussicht auf den Tag einfällt. Wie schade. Aber vielleicht kann man das trainieren?

Ich merke: Ja, in der Tat, das geht. Jeden Tag besser.

Auf einen Gang ins Dorf zum Einkaufen freue ich mich. Auf einen Schwatz mit der Freundin. Auf Gärtnern in der Sonne. Auf kreatîves Schreiben. Auf leckeres Essen-Kochen mittags. Aufs Katzen-Streicheln. Auf Verabredungen mit netten Müttern und Kindern. Aufs Vorlesen und  Kuscheln abends.

Ganz banale Kleinigkeiten. Und das sollen sie ja auch sein – kleine Momente, mitten im Alltag, die mir Freude bringen. Nicht die grossen, atemberaubenden, spektakulären Events.

Und abends? Wenn ich mich frage, worüber ich mich dann tatsächlich gefreut habe? Da schaffe ich es manchmal sogar, ein paar kurze Stichworte in mein Tagebuch zu schreiben. Oder zumindest im Bett liegend ein paar schöne erlebte Momente an mir vorüberziehen zu lassen.

Das gibt gute Träume, sage ich meinen Kindern immer. Und es stimmt. Es ist übrigens auch zum Gute-Nacht-Sagen eine tolle Frage an die Kinder oder an meinen Mann: „Was war heute schön, was hat Dich gefreut?“

Ich stelle sie gerne als letztes, nach der Frage „was lief denn nicht so gut?“ Die ist genauso wichtig, verdrängen wollen wir das ja nicht.

Aber den Tag bewusst mit Freude anzufangen und aufzuhören, das tut mir gut. Und zwei simple Teetassen helfen mir dabei.

Was hilft Euch? Ein Post-It am Laptop? Eine Nachricht auf dem Spiegel? Habt Ihr vielleicht ganz andere Gewohnheiten, an denen Ihr die Freude-Fragen festmachen könnt? Findet Ihr sie überhaupt gut?