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Über ulrikelw

Freude-Sucherin, hoffentlich bald Finderin. Schreiberin und Kommunikatorin. Mutter von drei Kindern und verheiratet mit meiner grand amour aus Frankreich. In Göttingen geboren, im Baselland zu Hause, gern in der Welt unterwegs.

Ein Tier in mein Leben bringen

Ich habe Tiere immer schon geliebt und faszinierend gefunden. Meine Kinder waren durchweg die einzigen, deren Mutter bei jedem Marienkäfer oder Weinberg-Schnecke länger stehen bleiben wollte als sie selbst … und bei Hunden schon sowieso.

Aber gleich ein eigenes Tier nach Hause bringen? Das ist doch so wahnsinnig viel Arbeit – und man fängt wieder ganz von vorne an – ist total angebunden und eingeschränkt – bloß nicht, nein!

So hörte ich es von vielen Seiten und habe lange überlegt. Schließlich war es aber mein Freude-Projekt, dass mir den Mut gab zu sagen: Trotzdem, ich realisiere das jetzt! Alles Schöne im Leben macht halt auch Arbeit. Und solange ich genug Freude aus meinem Einsatz ziehe, wird er sich lohnen.

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Bei der Züchterin unserer Wahl war ein Wurf von zwölf kleinen Australian Labradoodles zur Welt gekommen – viel mehr als erwartet. Dadurch konnten wir auch viel schneller als erwartet zu unserem kleinen Welpen kommen.

Und nun ist Sunny bei uns. Ein kleiner, wuscheliger, caramel-farbener Rüde.

Er stellt mein Leben in der Tat komplett auf den Kopf. Mal eben eine Stunde gemütlich in der Badewanne sitzen geht gerade nicht. Kurz ins Dorf sausen auch nicht.

Kaum achte ich mal nicht gut auf seine Signale, finde ich schon ein Pfützchen auf dem Boden. Meine Hände, Kleider, Schuhe beschleckt und bekaut er ausgiebigst. Ich sehe in meinen alten Jeans, und Holzfällerhemd vermutlich aus wie eine zerzauselte, leicht übernächtigte Calamity Jane.

Egal. Es ist eine Riesenfreude, dieses kleine Geschöpf mit seinen kurzen, krummen Beinchen und dem runden Welpen-Bäuchlein um mich herumwuseln zu sehen. Sunnys wirklich seidenweiches Fell zu streicheln.

Zu beobachten, wie er mit seiner rosa-braunen Schnuffelnase alles neu erkundet. Mir eine halbe Stunde Zeit zu nehmen für die 50 Meter Grünstreifen vor unserem Haus.

Mich auf den Bordstein zu setzen und mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen, die ich bislang nur vom Sehen kannte. Viele Schweizer sind ja eher zurückhaltend, aber Sunny ist der ultimative Eisbrecher.

Mit Sunny in unseren Garten zu gehen und zu spielen. Wenn er Bällchen oder Ziehtau hinterherjagt, kommt plötzlich so ein richtiges kleines Jagdtier in ihm durch. Er steht sogar an schon mit einem hochgezogenen Beinchen wie ein Mini-Apportierhund. Das sieht bei diesem kleinen Wollknäuel zum Schreien aus …


Ich bin komplett hin und weg von Sunny.

Ja, auch ziemlich müde. Wobei Sunny super schläft – aber ich muss mich wohl erstmal an das Hunde-Geschnuffel und -Gedrehe in der Box neben meinem Bett gewöhnen. Auch manchmal verwirrt – was will er denn bloß mit seinem Gefiepe? Oder frustriert – musste das Pfützchen sein, wenn ich nur mal zwei Minuten am Blitzduschen war?

Aber insgesamt ist es wunderschön. Zu merken, wie Sunny hier ankommt, Vertrauen fasst, sich eine richtige Beziehung zwischen uns aufbaut. Die lustigen Momente zu erleben, wo er voller Neugier und Lebenslust ist – das überträgt sich auf mich. Und die ruhigen zu genießen, wo sich ein kleiner warmer Hundekörper gemütlich auf meinem Hausschuh ablegt während ich lese – das überträgt sich auch.

Oh Sunny-Boy, Du machst mir wirklich Freude! Danke, dass Du da bist.

Morgens über die Felder walken

Einfach aufstehen, Schuhe anziehen, Stöcke nehmen und losgehen in den Morgen. Ich habe das Nordic Walking für mich entdeckt und bin begeistert.

Die Morgen-Luft pustet mir den Kopf frei, gerade jetzt im Herbst. Die Sonne geht gerade auf, der Nebel liegt noch in den Talsenken.

Am Gras, an den Blätter glitzern Tautropfen. Die ersten Blätter werden rot, in den Weinbergen hängen noch die dunkelblauen Reben. Ein Milan kreist über mir. Neben mir auf den Feldern bimmeln Schafsglocken, mampfen Kühe, beäugen mich Pferde.

Ich liebe es, diese Begegnung mit der Natur.

Mein Tag beginnt mit Freude, mit Bewegung draußen. Das Klick-Klack meiner Stöcke, das gleichmäßige Gehen beim Nordic Walking ist für mich Konzentration und Entspannung zugleich. Fast schon eine Geh-Mediation, wenn ich so richtig in den Flow komme.

Meine Lieblingsrunde führt mich einmal ganz um unser Dorf. Ich sehe von oben auf die Häuser, die Gärten, die Kirche in der Mitte und fühle mich zuhause.

Laufe ich da vielleicht gerade mein Territorium ab, fragt sich die Biologin in mir augenzwinkernd? Fehlt gerade noch, dass ich es markiere!

Ich walke am Dorfbach entlang, über Feldwege, Hügel runter und aus der Puste kommend wieder rauf, durch Weinberge und Wald. So viele vertraute Ausblicke.

Zwei Lieblingsbänke, auf die ich mich kurz setze: Von der einen überblicke ich das ganze Tal. Die andere steht mitten in Wald, hohe Bäume rauschen über mir.

Auf das Nordic Walking morgens freue ich. Davor, während meines Laufes und danach über das entspannte, ausgeglichene Gefühl in Körper und Kopf. Durchgepustet eben.

Entdeckt habe ich den Sport per Zufall, in einem Schwarzwald-Hotel. Morgens hing die Einladung zu einem Nordic Walking Kurs an der Pinnwand, ich lief einfach mal mit. Und fand die Bewegung wunderschön.

Gesucht hatte ich schon länger nach danach – wie könnte ich mich draußen regelmässig regelmäßig bewegen? Mit Freude?

Joggen geht im Moment nicht oder vielleicht nicht mehr, da streiken meine Gelenke. Radfahren ist mir zu schnell und holperig im Wald, ich will die Natur noch wahrnehmen und hören können. Reiten liebend gern, aber so spontan einfach aufs Pferd setzen kann ich mich nicht.

Und so passt nun eben jetzt gerade das Nordic Walking für mich. Allerdings erst, nachdem ich mir erlaubte, meinen Sport rein nach dem Lust-Prinzip auszusuchen.

Mir fällt immer wieder auf, was für einen Bewegungsdrang meine Kinder haben. Einfach los, einfach raus. Sie rennen, hüpfen, turnen, klettern, spielen mit einer Energie, die nie nachlässt. Sie haben Lust auf die Bewegung und freuen sich an ihr, werden grummelig, wenn der Tag nicht genug davon bringt.

Und ich? Hatte Sport jahrelang unter dem Anspruch „muss ich auch noch machen – sonst gehe ich aus dem Leim“ betrieben. Oder eben viel zu selten gemacht. Kein Wunder, bei so viel Muss und so wenig Spaß.

Und jetzt das Nordic Walking, nur weil es mir Freude bringt? Ist das nicht ein Sport für die ganz Alten und Unfitten, so mit schlackernden Stöcken zu schlendern? Pilates wäre doch viel effizienter. Golf prestigeträchtiger. Zumba schmissiger.

Ja, aber mir macht das Walken Freude. Ich liebe die Bewegung draußen. Liebe es, meine Umgebung zu umrunden. Liebe die Ruhe in der Natur. Laufe gern manchmal mit Freundinnen, an anderen Tagen allein.

Also passt das Nordic Walking für mich. Nein, viel mehr noch: Es ist seit langer Zeit endlich wieder ein Sport, auf den ich mich so richtig freue. Deshalb finde ich die Zeit dafür. Ganz unkompliziert.

Was passt für Euch? Welche Art von Bewegung macht Euch so richtig Freude? Ist ein Highlight, eine Motivation, ein Gedanke „ja, heute darf ich …“ statt „heute muss ich …“?

Übrigens, mit der richtigen Technik ist Nordic Walking ein tolles Training. Stärkt Beine, Arme, Rumpfmuskulatur – meinem Rücken und Gelenken geht es deutlich besser seit ich regelmässig walke …

Hier ist ein hilfreicher Link: http://www.achim-achilles.de/lauf-tipps/laufen-anfangen/30528-gesundheitssports-10-tipps-fuer-anfaenger.html

 

Zum Schreien !

Manchmal muss es einfach raus! Wie sehr mein Alltag zum Schreien sein kann.

Weil er – zumindest mit genug gesundem Sarkasmus betrachtet – recht lustig ist. Oder weil er gerade furchtbar nervt.

Auf jeden Fall kommen hier die Blog-Posts, die ich geschrieben habe, nachdem ich eine Runde geschrien habe. Über das Leben. Oder über mich selbst.

Inspirationen

Auf dieser Seite sind meine eher nachdenklichen Posts. Nein, nichts Kompliziertes. Beiträge, die man noch morgen-müde oder abend-erschöpft verstehen kann.

Gedanken, Fragen und Inspirationen. Mal kreativ und assoziativ, mal forschend und rational – was mir so zum Thema Freude durch Kopf und Herz geht.

 

Praktisches

Hier schreibe ich über meine Freude-Projekte. Konkrete, im Alltag umsetzbare, unkomplizierte, günstige Ansätze, um mehr Freude in mein leben zu bringen.

Günstig, nicht weil Geiz geil ist. Freude ist mir sehr viel wert. Aber sie muss nicht immer etwas kosten – und schon gar nicht viel.

Freude in meinem Leben wieder präsenter sein zu lassen, dafür möchte ich vor allem meine Kreativität, Energie und Zeit investieren.

Mindmap

Heute gehe ich einmal ganz gezielt auf die Suche: Wo versteckt sie sich denn, meine Lebens-Freude?

Ich setze mich abends in meinen Hängesessel und lasse die Gedanken ziehen. Zum Glück ist Ruhe im Haus. Kinder schlafen, Teenie liest, Mann arbeitet. Keiner will etwas von mir.

Das Thema blubbert ja schon länger in mir. Ich habe meine Eltern und Sandkasten-Freunde gefragt, womit ich mich als Kind freudig beschäftigt habe? Draussen spielen. Tiere streicheln. Stundenlang in Büchern versinken. Basteln. Abenteuer erleben im Nahbereich, mit Pfadis und Kinder-Bande.

Ich habe meine Teenie-Clique wieder aufgestöbert (das ging prima beim Abitreffen) und nachgehakt, was mir damals Spass machte? Tanzen. Klamotten umändern. Reiten. Bummeln gehen. Musikhören. Im Park, in der Sonne liegen.

Und ich habe in meinen alten Tagebüchern gestöbert. Spannend zu lesen, was mich in der Abizeit, Studium, ersten Jahren Beruf so beschäftigte! Da kam durchaus schon früh die Frage auf: Wie schaffe ich es, mir freudige Aktivitäten auch in Stress-Phasen zu erhalten? Und was sind die eigentlich?

Schreiben. Konzerte und Theater. Zu mir einladen. Schwimmen und Sauna. Auf Reisen gehen. Lesen. Mit Freunden diskutieren. Mich im Umweltschutz engagieren.

Vieles, das mir heute noch Freude bringt. Ein paar Dinge, die mich jetzt weniger locken – Shoppen, Inline-Skaten, Nächte durchfeiern, Karate … Nicht mehr so meins.

Aber insgesamt stelle ich viel Konstanz fest. Die ganz grossen, wichtigen Quellen meiner Lebensfreude – das Freudige, in dem ich so richtig versinken kann – das ist erstaunlich ähnlich über die Jahre geblieben.

So sehr ich sonst Listen liebe, zum Freude-Suchen sind sie mir irgendwie zu verkopft.

Also fange ich an, assoziativ eine Mindmap auf ein Blatt Papier zu kritzeln: ICH in der Mitte – grosse Themen, die mir Freude bringen darum herum – und davon ausgehend, ganz aussen konkrete Aktivitäten.

Die erste Mindmap habe ich hinten auf ein altes Blatt Papier gezeichnet. Damit mich die grosse Leere auf einem blütenweissen Blatt nicht abschreckt. Und sie sah reichlich verkrickelt aus. Durchgestrichenes, Neugeschriebenes, Hingefetztes überall.

Meine zweite Mindmap habe ich dann auch zügig, aber mit richtig Freude gestaltet. Mit bunten Stiften auf einem grossen Blatt.

Jetzt hängt sie an meiner Kleiderschrank-Tür zum Inspirieren. Meine Mindmap ist und bleibt „Work in Progress“, wird weiter überarbeitet.

Meine Tips für Euch, wenn Ihr eine Mindmap anlegen wollt:

  • Forscht einmal nach, was Euch als Kind, Teenager, jungem Erwachsenen Freude gebracht hat? Welche Interessen davon sind passé, welche rufen immer noch eine freudige Reaktion in Euch wach?
  • Legt einfach los mit einer Skizze, ohne Anspruch auf Perfektion oder Vollständigkeit. Auch nicht auf Logik, das sind Mindmaps gerade nicht – da dürfen völlig unterschiedliche Dinge nebeneinander stehen.
  • Hier ist eine tolle Anleitung zum Thema Mindmap: https://www.zeitzuleben.de/ein-mind-map-erstellen-schritt-fur-schritt/
  • Wenn Ihr mit der Mindmap halbwegs zufrieden seid, zeichnet sie nochmals auf. Halbwegs ist hier der Anspruch. Fertig wird sie ohnehin nie sein – schreibt Euch das auch darauf, wenn Ihr mögt.
  • Hängt Euch die Mindmap an einen Ort, wo Ihr sie sehen könnt und Euch inspirieren lassen könnt.

Gefällt Euch die Idee? Könnt Ihr mit der Mindmap etwas anfangen? Oder habt Ihr ganz andere Ansätze, Assoziationen zu Euren Quellen von Freude festzuhalten?

Zwei Teetassen für mehr Freude

Mein erstes Mini-Projekt. Umsetzbar mit zwei Teetassen und einem Porzellan-Marker.

Zwei ganz simple Fragen möchte ich mir stellen, jeden Tag wieder:

  • am Morgen: Worauf freue ich mich heute?
  • am Abend: Worüber habe ich mich heute gefreut?

Nur wie schaffe ich es, dass diese Frage im Morgen-Chaos und meiner Abend-Müdigkeit nicht untergehen?

Morgens bin ich einfach nicht geniessbar vor meinem ersten Tee. Und abends liebe ich es, eine letzte Tasse Tee vor dem Schlafen zu trinken. Keinen schwarzen – irgendetwas Leckeres, Kräuteriges mit viel Honig.

Daher die Idee: Vielleicht könnten mich die Teetassen an meine Freude-Fragen erinnern?

Ich kenne mich gut genug. Neue Gewohnheiten haben oft keine Chance, sich in meinem wuseligen Leben dauerhaft festzusetzen. Viel zu viele sind schon einen leisen Tod gestorben.

Aber eine neue Gewohnheit an einer bestehenden Gewohnheit festzumachen, sie daraufzusatteln – das könnte klappen. Wie gesagt, meinen Tee brauche ich sowieso.

Morgens, da kann ich am Frühstückstisch leise nachdenken, worauf ich mich freue. Wenn es bei uns mal leise ist. Oder die Frage an meine Familie stellen.

Von meinen Kindern kriege ich sehr schnell sehr viele Antworten – „auf die grosse Pause, aufs Werken, auf meine besten Freundin, auf den Spielplatz, aufs Kreidemalen ….“ Es ist ganz unglaublich, mit wieviel Vorfreude so ein Kindertag beginnt!

Von meinem 12-jährigen Pubertier kommt an vielen Tagen nur ein muffelig-verschlafenes „weiss ich doch nicht … vielleicht, wenn Du mich später gamen lässt?“. An anderen Tagen freut sich auch mein Sohn auf Sport, Freunde, Ausflüge. Aber das ist schon seltener.

Von meinem Mann, von mir selbst kommt oft erstmal ein grosses Schweigen. Wir müssen ziemlich intensiv nachdenken, bevor uns morgens gleich eine freudige Aussicht auf den Tag einfällt. Wie schade. Aber vielleicht kann man das trainieren?

Ich merke: Ja, in der Tat, das geht. Jeden Tag besser.

Auf einen Gang ins Dorf zum Einkaufen freue ich mich. Auf einen Schwatz mit der Freundin. Auf Gärtnern in der Sonne. Auf kreatîves Schreiben. Auf leckeres Essen-Kochen mittags. Aufs Katzen-Streicheln. Auf Verabredungen mit netten Müttern und Kindern. Aufs Vorlesen und  Kuscheln abends.

Ganz banale Kleinigkeiten. Und das sollen sie ja auch sein – kleine Momente, mitten im Alltag, die mir Freude bringen. Nicht die grossen, atemberaubenden, spektakulären Events.

Und abends? Wenn ich mich frage, worüber ich mich dann tatsächlich gefreut habe? Da schaffe ich es manchmal sogar, ein paar kurze Stichworte in mein Tagebuch zu schreiben. Oder zumindest im Bett liegend ein paar schöne erlebte Momente an mir vorüberziehen zu lassen.

Das gibt gute Träume, sage ich meinen Kindern immer. Und es stimmt. Es ist übrigens auch zum Gute-Nacht-Sagen eine tolle Frage an die Kinder oder an meinen Mann: „Was war heute schön, was hat Dich gefreut?“

Ich stelle sie gerne als letztes, nach der Frage „was lief denn nicht so gut?“ Die ist genauso wichtig, verdrängen wollen wir das ja nicht.

Aber den Tag bewusst mit Freude anzufangen und aufzuhören, das tut mir gut. Und zwei simple Teetassen helfen mir dabei.

Was hilft Euch? Ein Post-It am Laptop? Eine Nachricht auf dem Spiegel? Habt Ihr vielleicht ganz andere Gewohnheiten, an denen Ihr die Freude-Fragen festmachen könnt? Findet Ihr sie überhaupt gut?

 

Freude finden – wieso eigentlich?

Seit einigen Monaten schon grummelt und arbeitet es in mir. Meinem Leben fehlt es an etwas – aber an was genau? Irgendetwas will sich gerade ausbrüten in mir – aber was?

Ich könnte doch so zufrieden sein. Lieber Mann, schönes Haus, wuselige Kinder, ein bisschen Arbeiten, nette Freundinnen, sogar Zeit für ein paar Hobbies. Manchmal. Mein Leben ist so schlecht nicht.

„Du jammerst auf hohem Niveau“ sage ich mir. Nimm Dein Leben doch einfach wie es ist, frag nicht dauernd nach.

Mitten in meinen Vierzigern, ja, das ist hat eine intensive Lebensphase. Klar fühlt man sich da manchmal gefrustet und müde. Es gibt so viel zu tun. Klar ist man da oft nur am Abarbeiten der To Do Listen.

Mach einfach weiter, funktioniere gut. Als Mutter, Kollegin, Freundin, Ehefrau …

„Ja, halt – und ich? Wo bleibe ICH? Wieso fühlt sich mein Leben gar nicht mehr an wie MEIN Leben? Wie mein LEBEN?“ Diese Stimme fing schon vor über einem Jahr an, in mir zu flüstern. Da habe ich sie noch gut überhören können. Mittlerweile brüllt sie, diese Stimme.

Einige Monate lang war ich vor allem wütend. Ein riesiger Hass auf alles, was mein Leben gerade so anstrengend macht.

Dauernd kranke Kinder. Ewig neues Chaos im Haus. Mein Mann ständig am Arbeiten. Stress in meinem eigenen Job. Konflikte mit Eltern und Schwiegerfamilie. Mensch, da müsste man mit dem Stahlbesen durchfegen! Mal so richtig hochgehen, weg mit der Scheisse.

Hochgegangen bin ich oft genug. Weg war danach gar nichts. Die Probleme, Konflikte, Herausforderungen – alle noch da, vielleicht ein bisschen verändert.

Dann halt Akzeptanz üben, sagte die Hobby-Buddhistin in mir. Annehmen, was ist. Und an mir selbst arbeiten, sagte die Hobby-Psychologin in mir. Ist ja das sowieso einzige, was man ändern kann. Auch schön auf Erholung setzen – ewig so erschöpft sein, kann ja nicht gesund sein.

Ist alles nicht verkehrt – die Wut, die Akzeptanz, die Selbst-Entwicklung, das Runter-Fahren. Aber es reicht nicht.

Dieses Jahr, irgendwann in den Sommerferien kam plötzlich mein Aha-Erlebnis. „Ich will mir ein Jahr der Freude gönnen“. Nein, ich MUSS mir ein Jahr der Freude gönnen.

War das, als meine Kinder gerade einmal so richtig versunken und freudig spielten? Als ich am Gartenteich sass, meinen quietschroten, abblätternden Fuss-Nagellack ansah, einfach nur Sonne, Ruhe und Wasser-Plätschern genoss? Oder als ich wieder einmal um vier Uhr morgens wach war und über mein Leben grübelte statt schlafen zu können? Ich weiss es nicht mehr.

Auf jeden Fall wurde mir deutlich, schmerzlich schon bewusst, dass ich die Ulrike nicht mehr sein wollte, die ich gerade war. Diese Ulrike, die entweder wütend war – oder den Grund für ihre Wut herunter spielte. Die dauernd an sich selbst herum arbeitete – oder halt andere Arbeit ganz toll erledigte. Aber die danach vor Erschöpfung nur noch in sich zusammenfiel wie ein Ballon ohne Luft.

Ich mochte sie nicht mal mehr, diese Ulrike. So eine verbissene, freudlose, angespannte Frau. Ewig am Funktionieren – oder am Kompensieren. Mit zuviel Frust und zuwenig Gefühl von Sinn, vom Stimmigkeit…

Und dann brachte mir der Sommer diese ganz neue Idee: „Fang an nach Quellen der Freude zu suchen. Echter Freude. Finde sie wieder, die Ulrike, die sich so richtig freuen kann. Gib Dir ein Jahr. Nimm es Dir vor, setz es um – ein Jahr der Freude.“

Nein, komplett Aussteigen geht nicht für mich. Mein Alltag muss weitergehen. Kinder müssen versorgt, Haus in Schuss gehalten, Beziehung gepflegt, Arbeit erledigt werden.

Aber halte mal das „Muss“ so klein wie möglich. Beschränke Deine To Do Listen auf das dringend Nötigste.

Schaff Dir die Freiräume, nimm sie Dir, verteidige sie, auch wenn sie klein sind. Füll die Freiräume mit Deinen Träumen und Bedürfnissen.

Frag Dich bei jeder Idee, jeder freiwilligen Aktivität: „Bringt sie mir echte Freude?“ Such nach Quellen Deiner Lebensfreude – wo steckt sie denn wirklich? Und wieso hat sie gerade so wenig Platz in meinem Leben?

Damit beginnt für mich mein Jahr zum Freude-Finden. Ich bin gespannt, wo es mich hinführt.