Seit einigen Monaten schon grummelt und arbeitet es in mir. Meinem Leben fehlt es an etwas – aber an was genau? Irgendetwas will sich gerade ausbrüten in mir – aber was?
Ich könnte doch so zufrieden sein. Lieber Mann, schönes Haus, wuselige Kinder, ein bisschen Arbeiten, nette Freundinnen, sogar Zeit für ein paar Hobbies. Manchmal. Mein Leben ist so schlecht nicht.
„Du jammerst auf hohem Niveau“ sage ich mir. Nimm Dein Leben doch einfach wie es ist, frag nicht dauernd nach.
Mitten in meinen Vierzigern, ja, das ist hat eine intensive Lebensphase. Klar fühlt man sich da manchmal gefrustet und müde. Es gibt so viel zu tun. Klar ist man da oft nur am Abarbeiten der To Do Listen.
Mach einfach weiter, funktioniere gut. Als Mutter, Kollegin, Freundin, Ehefrau …
„Ja, halt – und ich? Wo bleibe ICH? Wieso fühlt sich mein Leben gar nicht mehr an wie MEIN Leben? Wie mein LEBEN?“ Diese Stimme fing schon vor über einem Jahr an, in mir zu flüstern. Da habe ich sie noch gut überhören können. Mittlerweile brüllt sie, diese Stimme.
Einige Monate lang war ich vor allem wütend. Ein riesiger Hass auf alles, was mein Leben gerade so anstrengend macht.
Dauernd kranke Kinder. Ewig neues Chaos im Haus. Mein Mann ständig am Arbeiten. Stress in meinem eigenen Job. Konflikte mit Eltern und Schwiegerfamilie. Mensch, da müsste man mit dem Stahlbesen durchfegen! Mal so richtig hochgehen, weg mit der Scheisse.
Hochgegangen bin ich oft genug. Weg war danach gar nichts. Die Probleme, Konflikte, Herausforderungen – alle noch da, vielleicht ein bisschen verändert.
Dann halt Akzeptanz üben, sagte die Hobby-Buddhistin in mir. Annehmen, was ist. Und an mir selbst arbeiten, sagte die Hobby-Psychologin in mir. Ist ja das sowieso einzige, was man ändern kann. Auch schön auf Erholung setzen – ewig so erschöpft sein, kann ja nicht gesund sein.
Ist alles nicht verkehrt – die Wut, die Akzeptanz, die Selbst-Entwicklung, das Runter-Fahren. Aber es reicht nicht.
Dieses Jahr, irgendwann in den Sommerferien kam plötzlich mein Aha-Erlebnis. „Ich will mir ein Jahr der Freude gönnen“. Nein, ich MUSS mir ein Jahr der Freude gönnen.
War das, als meine Kinder gerade einmal so richtig versunken und freudig spielten? Als ich am Gartenteich sass, meinen quietschroten, abblätternden Fuss-Nagellack ansah, einfach nur Sonne, Ruhe und Wasser-Plätschern genoss? Oder als ich wieder einmal um vier Uhr morgens wach war und über mein Leben grübelte statt schlafen zu können? Ich weiss es nicht mehr.
Auf jeden Fall wurde mir deutlich, schmerzlich schon bewusst, dass ich die Ulrike nicht mehr sein wollte, die ich gerade war. Diese Ulrike, die entweder wütend war – oder den Grund für ihre Wut herunter spielte. Die dauernd an sich selbst herum arbeitete – oder halt andere Arbeit ganz toll erledigte. Aber die danach vor Erschöpfung nur noch in sich zusammenfiel wie ein Ballon ohne Luft.
Ich mochte sie nicht mal mehr, diese Ulrike. So eine verbissene, freudlose, angespannte Frau. Ewig am Funktionieren – oder am Kompensieren. Mit zuviel Frust und zuwenig Gefühl von Sinn, vom Stimmigkeit…
Und dann brachte mir der Sommer diese ganz neue Idee: „Fang an nach Quellen der Freude zu suchen. Echter Freude. Finde sie wieder, die Ulrike, die sich so richtig freuen kann. Gib Dir ein Jahr. Nimm es Dir vor, setz es um – ein Jahr der Freude.“
Nein, komplett Aussteigen geht nicht für mich. Mein Alltag muss weitergehen. Kinder müssen versorgt, Haus in Schuss gehalten, Beziehung gepflegt, Arbeit erledigt werden.
Aber halte mal das „Muss“ so klein wie möglich. Beschränke Deine To Do Listen auf das dringend Nötigste.
Schaff Dir die Freiräume, nimm sie Dir, verteidige sie, auch wenn sie klein sind. Füll die Freiräume mit Deinen Träumen und Bedürfnissen.
Frag Dich bei jeder Idee, jeder freiwilligen Aktivität: „Bringt sie mir echte Freude?“ Such nach Quellen Deiner Lebensfreude – wo steckt sie denn wirklich? Und wieso hat sie gerade so wenig Platz in meinem Leben?
Damit beginnt für mich mein Jahr zum Freude-Finden. Ich bin gespannt, wo es mich hinführt.